Euro-Nachrichten

Aktuelle Berichte über die EU-Mitgliedsländer sind in deutschen Medien eine hässliche Wissenslücke. Wer Infos zum Beispiel über #Portugal sucht, ist dennoch nicht völlig verratzt. Gelegentlich taucht es in den Europamagazinen einzelner öffentlich-rechtlicher Sender auf. Wichtiger sind allerdings die Internetportale.

–> zu empfehlen:

EURACTIV

Euractiv ist ein prominentes Nachrichtenportal, das auch in einer deutschen Version abgeboten wird. Deutschsprachige Medienpartner:innen sind die Wirtschaftswoche und der Tagesspiegel. Das Portal hat auch eine mastadon-Instanz, die auf die englische Leitseite führt: euractiv@masto.ai Hier wird auf die englisch-sprachigen Artikel verlinkt. Nachrichten sind auch bei Telegram zu abonnieren. Die Suchfunktion nach einzelnen Ländern ist auf der Website recht fix nach Relevanz sortiert, und lässt sich ebenso fix auf Aktualität erweitern. Der portugiesische Partner ist die Agentur Lusa.

Ganz witzig ist Treffpunkt Europa. Die Suchfunktion schaltet auf die französische Version der Seite, die Ergebnisse sind dann europäisch, also vielsprachig. Ein echtes EU-Erlebnis. Eine portugiesische Version gibt es nicht. Hier finden sich Hintgergrundberichte, teilweise ausführlich analysierend.

Arte

Suche in der Mediathek nach Deinem EU-Land. Beispiel nach Portugal. Als Sendereihen sind in erster Linie die Reportage-Magazin Re: und die Kulturredation mit dem Magazin Stadt-Land-Kunst relevant. Hier finden sich allerdings eher die herausragenden Themen. Wer täglich dran bleiben möchte, hat gelegntlich Glück im ARTE-Journal, deren Ausgaben sind allerings nur zwei Tage online.

–> Tipp: Deutschlandfunk

Wer nicht sehen kann, darf hören, auch nachhören. Es gibt werktäglich (außer SA) das Journal „Europa-heute„. Morgens um zehn nach neun, nach dem Kalenderblatt mit jeweils drei Beiträgen Hintergrund. Die Beiträge finden ihren Weg auch in die Informationen am Morgen, aber da muss mensch dann von fünf bis neun zuhören, um einen Europa-Keks zu erwischen.
Die Suchfunktion auf der Webseite ist zuverlässig und schnell. Die Sortierung ist chronologisch, das Aktuellste zuerst. Scrollen macht deutlich: Die Redaktionen legen Wert auf Zusammenhänge, die einzelnen Beiträge ergänzen sich zu einem sinnvollen Gesamtbild.

Dagegen hat Dlf Kultur Sendepause. Waldbrände, Fußball und den 80. Geburtag von Lobo Antunes gibt es auch im Deutschlandfunk.
Dlf-nova? Schweigen wir über ein anderes Thema.

The Portugal News

The Portugal News erscheint in englischer Sprache im Verlag von Paul Allen-Luckman in Lagoa (Algarve), Es gibt automatische Übersetzungen auch ins Deutsche nach dem guten alten Google Niveau – „menu“ wird als Speisekarten übersetzt. Im nüchternen angelsächsischen Nachrichtenstil wird berichtet. Die Aufmachung der Webseite erscheint dem Alemão wie ein Boulevardblatt. Das ist völlig landestypisch, es sieht boulevardig aus, aber korrekt.

–> Vergiss es:

(Print-)Medienportale

Tja, Politico.eu, berichtet über Europa für US-Leser:innen. Es ist bereits sehr wertend in der Nachrichtenauswahl. Es werden angeblich europäische Trends ausgemacht, die an Beispielen illustriert werden. Wer Spiegel-Journalismus mag, wird das mögen. Die Suchfunktion der Website ist uneffektiv. Es werden alle Seiten ausgeworfen, die das Suchwort enthalten. Der Infowert ist sehr schmalbrüstig, jedenfalls für europäische Leser:innen. Der Verlag gehört jetzt zum Springerkonzern.

Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel wirft bei der Suche nach ‚Portugal‘ auch die Nachricht aus „Berliner Zoo wegen Vogelgrippe geschlossen“, kann man solche Medien noch ernst nehmen? So geht es bei deutschen Zeitschriften und Zeitungen weiter.

Fernesehsenderinnen

Die ARD hat seinen Weltspiegel. Europa hat dort nicht so viel Platz. Ein Land wie Portugal kommt vielleicht vierteljährlich vor. Der Kanal taugt für Reiseberichte, die Arte aber besser kann.
Das ZDF hat werktäglich um 16 Uhr das Magazin „heute in Europa„. Das geistige Niveau, mag dieser Screenshot zeigen:

Das redaktionelle Niveau von "heute in Europa" folgt dem Motto 'welchen Opa erreich' ich zu Europa.
Welc hen Opa schick‘ ich in Europa? fragten einst die politischen Parteien. Im ZDF ist das Thema noch immer auf diesem Klippschulniveau.

Die Suchfunktion des ZDF zum gewählten EU-Land macht deutlich: Gehe lieber zu Arte, sonst gibt’s hier nur Gedöns oder Fußball.

Wer im Wissenskanal der ARD nach EU-Ländern durchsuchen möchte, muss beim Südwestfunk oder beim Westdeutschen Rundfunk nachschauen. ARD alpha hat einen gelehrten Namen, aber keine Suchfunktion. Die anderen ARD-Sender haben nur lokale Themen auf dem geistigen Niveau des ZDF. Hier das Leuchtturmprojekt des Rundfunks im Norden:

Der hanseblick, der Hanseblick, der hat den deutschen Blick im Klick. Keine Angst, beim WDR wird’s noch schlimmer …

International sieht es nicht viel besser aus:

euronews.com ist ähnlich wie Politico. Dahinter steckt ein TV-Sender, der von einem ägyptischen Oligarchen gegründet wurde und 2022 vom portugiesichen Männerclub Alpac Capital übernommen. Ihm wird laut Wikipedia eine ideologische Nähe zum ungarischen Machthaber Orban nachgesagt.

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