Frage an meine MdB-Kandis

Ich habe im Wahlkreis Dithmarschen-Steinburg die Auswahl unter einem Abgeordneten.: Mark Helfrich von der CDU. Wolfgang Kubicki hat zu viele Nebeneinnahmen, für mich ein Anzeichen von Korruption. Ingrid Nestle von Bündnis 90 kandidiert nicht wieder.

Egal ich frage meine MdB heute mal nach IT.

Frage: Welche Möglichkeiten staatlich subventionierter Open Source Software und Netzwerke haben Sie als Abgeordnete in dieser Legislatur genutzt, gefördert oder unterstützt?

Ergänzungen zur Frage: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, uns wirtschaftlich unabhängig zu machen. Dezentrale Formen sind nicht nur bei Energie (Wind, Balkonsolar) resilienter, sondern auch in der IT sinnvoll.
Dezentrale Social Media (mastodon) zum Beispiel ist frei von Manipulationen zugunsten der Propaganda von Putin, Musk oder Xi Jingping. Anwendung von Linux-Lösungen macht unsere Verwaltung sicherer vor Cyber-Angriffen. Und sie macht uns frei von der Bindung an unerwünschte Softwaren der Konzerne Microsoft, Google oder Apple.
Wem haben Sie als MdB im Wahlkreis oder in Fraktion und Ausschüssen geholfen, hier ein paar Schritte weiter voran zu kommen zu mehr Resilienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit?

Tote schreiben keine Bücher

Guido Westerwelle war deutscher Außenminister. Mit 55 Jahren erkrankte er an Akuter Myeloischer Leukämie AML. Seine Stammzelltransplantation überlebte er eineinhalb Jahre. In dieser Zeit schrieb er mit dem Journalisten Dominik Wichmann das Buch „Zwischen zwei Leben„, Hoffmann & Campe 2015. Das Buch schrieb er in großem Dank an die Wissenschaft, die ihm sein zweites Leben „geschenkt“ hatte.

Cover des Buches von Guido Westerwelle "Zwischen zwei Leben"

Das Buch ist für Betroffene wie für politisch Interessierte sehr empfehlenswert. Westerwelle schildert die Tortur der Stammzelltransplantation sehr nüchtern. Die Vorbereitung der Transplantation besteht aus einem Vernichtungsfeldzug gegen die aggressiven Krebszellen, dabei geht es um deren radikaler Ausrottung. Zum einen wird intensive Chemotherapie angewendet, zum zweiten mehrfache Bestrahlung des gesamten Körpers. Keine Zelle, die sich rasch vermehren kann, überlebt.

Ohne den nachfolgenden Segen neuer Stammzellen eines Spenders oder einer Spenderin, gäbe es kein neues Leben. Ob die Einspülung der neuen Zellen am Ende klappt ist ein großes Risiko. Etwa 25% der Menschen mit fremden Stammzellen überleben das. Für Guido Westerwelle blieb genug Zeit, um diese Medizin zu feiern, danach starb er. Bin ich jetzt zu zynisch? Zynisch ist die Tatsache, dass wir keine verstorbenen Prommis darum bitten können, ihre Erfahrungen zu berichten.

Guido Westerwelle hat mich mit seinem Buch dennoch von seiner Aufrichtigkeit überzeugt. Unter anderem betont er seinen Erfolg als Außenminister. In seiner Zeit hat sich Deutschland an keinem neuen Krieg beteiligt. Ich ziehe vor ihm den Hut, dass er dies als FDP-Politiker als einen Erfolg kennzeichnet. Er gehört zu den Guten.

Wer neue Stammzellen bekommt, muss mit ungewöhnlichen Abwehrreaktionen rechnen. Mal lehnen die neuen Stammzellen eine Leber ab, mal stoßen sie die Nieren ab. Um solche Reaktionen zu vermeiden, gibt es Immunsppressiva. Es wird also das Abwehrsystem des Körpers gestoppt.

Sein Arzt ließ ihm wohl gar keine Wahl. Über das Aufklärungsgespräch berichtet Westerwelle nur Andeutungen. Den gelobten Professor zitiert er nur mit der Wertung, dass er mit der schlimmsten Konstellation der bösen Zellen konfrontiert sei. Die Transplantation sei alternativlos. TINA. There Is No Alternitive, das kennen wir aus der Politik von Margret Thatcher. Der Ex-Außenminister stellte offenbar keine Fragen. Oder die Aufklärung war grottenschlecht. Oder der Investigativ-Journalist hat nicht nachgefragt. Offensichtlich gab es auch keine Aufklärung über das Behandlungsrisiko.

Sehr anschaulich schildern die beiden Autoren alle Fragen, die sich mensch so in einer lebensbedrohlichen Situation so stellt. Wie will ich leben. Wo möchte ich noch einmal sein. Wen möchte ich sehen. Für die Frage, wie ich überleben will, müssen wir das Buch von Anja Caspary lesen.

Über die Aufklärung in der Klinik schreibt allerdings José Carreras in seinen Memoiren, Aus vollem Herzen. Er bekam nach der geschilderten Tortur in den 80ern die eigenen Stammzellen zurück. Sein Professor Don Thomas war in Seattle ein Pionier der Transplantation. Er schätzte gegenüber dem Patienten die Überlebens-Chance auf 30 Prozent. Erst später bekam Carreras heraus, dass der Professor geflunkert hatte, es waren zu dem Zeitpunkt nur 15 Prozent.

Der Krebs und die Vernunft

Oft wundern wir uns über Menschen, die in einem Moment vernünftig argumentieren und nächsten Moment Impfungen verweigern, homöopathische Kügelchen loben, Jüd:innen oder Migrant:innen des Mordes verdächtigen . Meine Vermutung: es liegt an der Angst die Kontrolle zu verlieren. Die Kontrolle über das eigene Leben.

Wir wissen: Ein Beispiel beweist nichts. Aber ein schönes Beispiel zeigt, wie es funktionieren kann. Anja Caspary, In meinem Herzen steckt ein Speer, Ullstein ist ein solches Beispiel.

Die Autorin schildert wie schnell eine Krebsdiagnose das komplette Leben verändern kann. Sie schildert zwei Fälle: sich selbst und ihren Mann. Er stirbt recht schnell an einem Gehirntumor, sie überlebt Krebs an bei den Brüsten.

Sie wirft viele kritische Fragen an die herrschende Medizin auf und begründet sie treffend: Wieso gibt es so wenig Ursachenforschung? Statt dessen nur Gepimper an den Symptomen. Wieso geht es mehr darum Brüste zu erhalten, statt das Risiko eines Rückfalls zu minimieren? Sie entscheidet sich – folgerichtig – für das geringere Risiko und lässt amputieren. Wieso wird ein Vernichtugskrieg gegen böse Zellen geführt? Statt zu lernen das Immunsystem zu stärken und rücksichtsvoll zu pflegen.

Sogar empirische Forschung, also reine Statistik, bewertet sie für sich nach logischen Kriterien. Das Mittel, das ein Hormone hemmen soll, greift in ihren gesamten Hormonhaushalt ein. Es verringere einen Rückfall um 67 Prozent, sagen ihre Ärzte. Aber: In dieser Statistik werden die unterschiedlichen medizinischen Risiken eines Rückfalls nicht einzeln betrachtet, sondern zusammengefasst. Formen der Behandlung mit höherer Rückfallquote werden nicht von denen mit geringerem Risiko getrennt betrachtet. Außerdem kann der behandelnde Arzt nichts über schädliche Wirkungen des Hemmens eines Hormons aussagen. Die Autorin pflückt also die Fehler der Forschung perfekt auseinander. Und entscheidet sich gegen das Arzneimittel.

Diese Entscheidung ist grundlegend. Wir alle, die Krebs haben und Rezidive, also Rückfälle fürchten, müssen eine solche Entscheidung fällen: Will ich mein Leben jetzt noch leben, so lange es geht, oder will ich ab sofort leiden? Welches Leid liegt in der empfohlenen Therapieform? Welches Leid vermindert ein empfohlenes Arzneimittel? Welches Leid liegt im Verzicht auf diese Mittel. Wir können diese Entscheidungen manchmal gar nicht so schnell treffen, wie sie uns verschreibungspflichtig gespritzt oder gefüttert werden.

Die erste Prise des Irrationalen schleicht sich an dieser Stelle schon ein. Denn schließlich wolle die Pharma-Industrie daran wieder nur verdienen, betont die Autorin. Klick: Ja das Profitstreben ist allgegenwärtig, dieses Werturteil ist ebenso allgegenwärtig. Als Argument aber nicht tragfähig. Denn Pharma investiert auch unendlich viel in Forschung. So verpuffen Profite im Ungewissen. Die reine Gier würde derlei Investment verhindern. Die Gier steckt in einem spannenden Dilemma. Und ja,. es ist richtig: Was das funktioniert muss auch verkauft werden. Ob es schadet oder nicht.

So weit so rational. Dann sucht sich die Autorin einen Arzt, der „andere Ansätze“ verfolgt. Dieser nimmt sich alle äußeren Einflüsse auf den Organismus vor, die verdächtigt werden, die Entstehung von Krebs zu begünstigen. Merke: Ein solcher Verdacht ist immer nur mit Statistik möglich. Ursachen und Wirkungen kennen wir ebenso wenig Genaues wie über Krebs.

Die Vorlage dafür ist das „Anti Krebs Buch“ von David Servan-Schreiber, einem US-Psychiarter, der selber einen Gehirntumor neunzehn Jahre überstanden hat. Er unterscheidet vier Gruppen von Einflüssen:
1. Ungleichgewichte in der Umwelt schaden dem Immunsystem
2. Die Ernährung müssen Stoffe enthalten, die dem Immunsystem nützen
3. Die „seelischen Wunden“ der Erkrankung wollen behandelt werden
4. Unser Körper soll das Immunsystem anregen, um Entzündungsprozesse zu hemmen

Das war vor zehn, fünfzehn Jahren. Heute ist der Aspekt der Belastungs-Intoleranz hinzugekommen. Sie spielt besonders bei Brustkrebs und Leukämie eine wichtige Rolle. Die Autorin bleibt allerdings im Trend stecken. Sie will ihren Körper optimieren und fit für alle altbekannen Belastungen machen.

Servan-Schreiber legt nahe, mit seine neuen Handlungsoptionen abwägend zu nutzen. Unsere Autorin nutzt den alternativen Ansatz radikal. Sie unterlässt alle Lebensmittel, die mutmaßlich Krebs begünstigen. Statt natürlicher Vitamine in natürlichen Lebensmitteln gibt es Bohnen. Dazu Vitaminpräparate und Mineraliencocktail, die von der richtig: Pharma-Industrie, die von einem Arzt verkauft werden. Die wollen nur helfen. Auch wenn die Industrie viel an kontrollierten Lebensmittelzusatzstoffen verdient. Kleiner Treppenwitz: Was sich billig produzieren lässt, kommt manchmal besonders teuer in den Handel.

Bei einem Schädling kann die Autorin dann allerdings nicht widerstehen: Hasch. Der soll ja gegen die Ausbreitung von Krebszellen helfen. Also hilft sie ihrem Babe ein paar Haschkekse über. Mit niederschmetterndem Ergebnis, vielleicht fehlte in dem „Soll-Ja-Helfen“ die richtige Dosierung. So wie auch beim Rotwein noch nicht die richtige Dosis für seine Wirksamkeit gegen Herzinfarkt gefunden wurde.

Wir müssen in der Situation ruhig bleiben. Das richtige Maß finden. Nicht totalitär jedes Gramm Zucker aus dem Speiseplan verdammen. Viel Bewegung statt Sportleistung wie früher. Raus aus der urbanen Welt der Industrie- und Autoabgase. Weg mit dem Kriegsstress gegen Kolleg:innen und Untergebene.

Die Autorin schreibt sehr offen und offensiv in klarer einfacher Rundfunksprache. Die Lektüre ist erfrischend, lässt mich mitleiden und klick, ja auch den Widerspruch erkennen, der in all unserem Wissen steckt. Doch was bringt uns dazu, dass wir die Rationalität verlassen? Und in fast schon esoterische Enthaltsamkeit abzusinken, statt das Leben, das noch da ist, voll und ganz mit allen Sinnen zu genießen? Das ist die Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Die Kontrolle über die eigene Gesundheit, die Kontrolle über das eigene Leben.

Und genau diese Sorte Ängste werden allerorten von diesen grausamen Hassprediger:innen geschürt, hinter denen faschistische Absichten stecken. Nur eine Farce?

Schuldkult

oder: Warum nur?

„Warum halten heutzutage alle Leute einen Hund oder eine Katze?“ Alle Leute? Heutzutage? Die Frage eines privaten Vermieters einer Wohnung konnte ich nicht beantworten. Ich schaute ihn verdattert an. Ja, warum nur?

Katzen und Hunde gesellten sich vor mehr als 5.000 Jahren zu den Menschen. Das war ungefähr zu der Zeit, als ein gewisser Gott die Welt erschaffen haben soll. Vermutlich ist die Legende von Gott eng verknüpft damit, dass die Menschen sesshaft wurden. Anfingen, gezielt Gräser anzubauen und allerlei vegetarisch lebende Tiere zu nutzen. Da wurden dann auch Fleischfresser symbiotisch sesshaft.

Noch mein Vater erzählte, dass Katzen nützlich seien, um uns unerwünschte Säugetiere von Acker und Silo fernzuhalten. Fressfeinde des Menschen. Da sich auch die Katzen bei Katzenwohlstand reichlich vermehrten, haben die Ältesten des Hofs, die Population kontrolliert. Überschüssige Katzen wurden ersäuft.

Knecht oder Opa mussten das tun. Die lütten Miezen in einen Sack stopfen und im nächstgelegenen Bach untertauchen. Kinder sollen schon in vorigen Jahrhunderten protestiert haben, die süßen tolpatschigen Babys zu töten. Für einen Tag redeten sie kein Wort mehr mit Opa, drei bis vier Mal im Jahr. Das dürfen wir heute nicht mehr. Als kulturell höher entwickelte Lebewesen kastrieren wir lieber, um deren Populationen einzudämmen.

Trotzdem werden die Hauskatzen bleiben. Gezielt ausrotten lassen sich weder Arten oder Sorten. Das Aussterben machen die von allein. Auch in den Städten überleben Hauskatzen. Viele Leute kümmern sich um die Tiere, sie finden Gefallen aneinander. Und deshalb halten Menschen auch heute noch Hauskatzen. Streicheln erlaubt, immunschwache Menschen waschen sich hinterher die Hände.

Warum machen sie das? Brauchen wir eine hochtrabende, philosophische Begründung? Eine Erklärung für private Vermieter von begehrten Wohnungen? Es ist die Verantwortung gegenüber der Evolution! Die Evolution brauchte fünf oder sechs oder sieben tausend Jahre, so dass sich Mensch und Tier produktiv aneinander gewöhnten. Jetzt brauchen wir die Katze nicht mehr für den Erhalt unserer Leidenschaft zu preppern, jetzt gönnen wir ihr Futter aus Tüten und Dosen und retten Vögel und Mäuse vor ihrem bösartigen Zugriff.

Wer einen autokratischen Schöpfer der Evolution vorzieht, der muss sich mit einem Schuldkult begnügen. Auch wenn die Menschen, die gerne von Schuldkult reden keine Verantwortung aus der Geschichte ableiten mögen, geschweige denn vor der Evolution.

Antifaschistisches Manifest.

Valentin Grünn hat vor ein paar Jahren auf Pressenza die 14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco übersichtlich dargestellt. Was würde das für eine antifaschistische Politik bedeuten? Wie müssten deren Grundsätze aussehen?

  1. Wahrheiten ändern sich ständig. Weder Religionen, noch Philosophien können die Welt ein für alle mal vollständig erklären. Die antifaschistische Politik beruht auf dem Grundsatz, ihr Handeln ständig auf den Prüfstand zu stellen.
  2. Anerkennung der Aufklärung. Antifaschistische Politik fußt auf den Werten der Aufklärung, nach der Freiheit, Gleichheit und Solidarität für alle Menschen gleich erreicht werden sollen. Die Gesellschaft kontrolliert jegliche Form von Gewalt.
  3. Rationales Handeln. Antifaschistische Politik begründet ihr Handeln nach dem aktuellen Stand des Wissens und der Erkenntnis. Kunst und Kultur betrachtet sie als wesentliche Quelle für Erneuerung und Erweiterung des Denkens und Handelns.
  4. Die Vielfalt des Denkens betrachtet antifaschistische Politik als Grundmerkmal gesellschaftlichen Handelns, die Menschen finden im gesellschaftlichen Handeln in einer Vielfalt von Gruppen ihre Identität.
  5. Kritik des Handelns und Denkens betrachtet die antifaschistische Politik als notwendigen Beitrag, ihr eigenes Handeln verbessern zu können.
  6. Niemand wird ausgegrenzt, die antifaschistische Politik pflegt eine Willkommenskultur, bei der jede Neue als Bereicherung der Gesellschaft angesehen wird.
  7. Gleichbehandlung jeglicher Herkunft. Die Herkunft einer Person ist in der antifaschistischen Politik vollkommen unerheblich. Seine Identität findet jede Person in ihrem gesellschaftlichen Handeln in Gemeinschaften.
  8. Eine gesellschaftlich gleiche Verteilung der Einkommen und gleiche Teilhabe am gesellschaftlichen Vermögen wirken in der antifaschistischen Politik den negativen gesellschaftlichen Auswirkungen des Egoismus entgegen.
  9. Zerstörerische Antriebe des Individuums versucht antifaschistische Politik zu kultivieren, sie baut sämtliche Denkmale ab, die dem tötenden Heldenkult dienen.
  10. Hierarchien baut antifaschistische Poltiik ab. Verantwortung in Gemeinschaft ist das oberste Bildungsziel antifaschistischer Politik.
  11. Teamgeist ist das Ziel der Erziehung in einer antifaschistischen Gesellschaft.
  12. Schutz der gleichen Rechte und Respekt vor der Würde anderer Personen sind Grundlage jeglichen Miteinanders. Antifaschistische Politik schützt die Menschen vor physischer Gewaltausübung durch andere Menschen.
  13. Jede Person wird vor jeglicher Zuordnung zu Gruppen oder Zuschreibung derer Eigenschaften geschützt.
  14. Einfache Sprache schützt die Gesellschaft vor Hass und Hetze.

Sehr geehrte Frau Bundeswehr!

Wir haben alle die Debatte mitbekommen, dass Frau Pechstein in Uniform der Bundespolizei auf einem Parteitag eine populistische Rede hielt. Das gilt in einer Demokratie als unfein, weil wir die Gewaltenteilung als eine Basis unserer Demokratie betrachten.

Marschbahnpropagandist

Auf der Marschbahn erlebte ich nun, wie zwei ältere plappernde Damen einen als Soldaten der Bundeswehr vermuteten Mann in amtlich dekorierter Tarnkleidung ansprachen. Der Mann war sehr redselig und schaute sich stets nach allen Seiten um, ob auch alle seiner Kasernenhofstimme Gehör leisteten. Er selbst leistete Abhandlungen über das Selbstverständnis der Bundeswehr als ganzes. Wenn ein Kameraden Wichtig hoch drei sowas in die Welt trötet, ist es leider sehr lästig und störend, zum Beispiel wenn man in eine Lektüre vertieft ist.

Dieses Lästige wird dann noch einmal gesteigert, wenn die Weisheiten des Kasernenhofs auf eine geradezu infantil unterwürfige Art und Weise hinausposaunt werden. Immer mit dem Blick nach allen Seiten: „Na, Kinder, hört Ihr auch alle einem Bundeswehrsoldaten zu, der Euch jetzt mal erklären möchte, was Demokratie ist?“ Und natürlich ist es dann wieder „die Natur des Menschen“, die eine Bundeswehr nötig macht.

Urfaschistische Denke

Jaja, ganz logisch: Es liegt in den Genen, dass deutsche Menschen Waffen und Munition bei der Bundeswehr klauen, und es ist die „Natur des Menschen“, überall auf der Welt Zivilisten zu ermorden und Helfer:innen im Stich zu lassen. Nirgendwo sind es Befehlshaber, die ihre Skrupellosigkeit gegen Wehrlose ausleben dürfen und unter Androhung von Strafen das Morden befehlen. Überall auf der Welt gibt es nur noch präfaschistisches Biedermeier in Tarnkleidung. So wie in deutschen Zügen namens Marschbahn. Da muss dem Zivilisten mal kräftig der Marsch geblasen werden. Unironisch gesagt: Das Kämpfen als Natur des Menschen zu verkaufen, ist nach Umberto Eco eines der 14 Anzeichen für den Urfaschismus.

Der Mann erläuterte, dass er in der Husumer Kaserne dafür zuständig sei, den Soldatinnen und Soldaten eine „geordnete Unterbringung in Containern“ zu sichern, wenn sie sich an den Kriegen in anderen Ländern beteiligten. Außerdem erläuterte er, dass er bereits dreizehn Bundesminister:innen der Verteidigung gedient habe. Als die Plapper-Omas ihn dann noch dazu verleiteten, Zensuren für die Ministerinnen zu verteilen, die er erlebt habe, ließ er sich gar zu vergleichenden Werturteilen über die Qualität von Ministerinnen herab. Oi! Oi! Oi! Immerhin wurde er ein bisschen leiser. Unrechtsbewusstsein? Denn:

Das darf das nicht

Jetzt können wir alle einmal schmunzeln darüber, wenn unsere mutmaßliche Soldateska in den Mitfünfzigern ein paar Omis imponieren möchte. Dennoch möchte ich hochoffiziellich an der demokratischen Zuverlässigkeit dieses höchstritterlichen Feldjägers zweifeln. Der Satz, dass ihm in Dienstkleidung keine solche öffentlichen Urteile zustehen, müsste der Jäger des Feldes zumindest dann parat halten, wenn er die Existenz der Bundeswehr nicht mit totalitären Machtansprüchen sondern mit militätischen Notwendigkeiten für die Demokratie begründen möchte.

Diese Demokratie verlangt, dass ein deutscher Feldjäger politische Werturteile nicht in Ausübung des Berufes verkündet. Dies tut in einer Demokratie ein Soldat noch nicht einmal, wenn er vom Parlament befragt wird. Statt dessen hält er sich an Fakten und schwadroniert nicht lauthals in der Marschbahn über die Natur des Menschen herum. Nur damit wir uns nicht missverstehen: In der Natur ist es nicht üblich, dass Lebewesen derselben Art sich gegenseitig massakrieren. Dieses mindewertige Verhalten brachten meist religiös motivierte Verschwörungstheorien über andere Sorten des Menschseins hervor. Das geschah zumeist in rechtswidriger Bereicherungsabsicht einzelner Rottenführer. Sie wollten Herrschaftsräume erobern. So machten sie Lebensräume zu Gefängnissen der Fremdherrschaft. Gierige Adelige entwickelten dann daraus Armeen, deren Existenz wir heute als normal erachten (sollen).

Das war ein Fake-Mensch

Deshalb muss ich annehmen, dass eine Person mit den Insignien der Bundeswehr in der Öffentlichkeit herumtrollt und unqualifiziert dummes Zeug im Namen der Bundeswehr plappert. Dies gebe ich Ihnen hiermit zur Kenntnis.

Wirtschaft Distrikt Setúbal

Alcácer do Sal

Pinienkerne. 15% der Weltproduktion, 67% der nationalen Produktion.

Alcochete

Tja, wovon lebt Alcochete? Immerhin 20.000 People.

Almada

Stadt und Kreis präsentieren sich als Innovationsstandort mit vielen Einrichtungen der beruflichen Bildung und Fortbildung.

Barreiro

Grândola

Moita

Montijo

Palmela

Santiago do Cacém

Seixal

Sesimbra

Setúbal

Sines