oder: Warum nur?
„Warum halten heutzutage alle Leute einen Hund oder eine Katze?“ Alle Leute? Heutzutage? Die Frage eines privaten Vermieters einer Wohnung konnte ich nicht beantworten. Ich schaute ihn verdattert an. Ja, warum nur?
Katzen und Hunde gesellten sich vor mehr als 5.000 Jahren zu den Menschen. Das war ungefähr zu der Zeit, als ein gewisser Gott die Welt erschaffen haben soll. Vermutlich ist die Legende von Gott eng verknüpft damit, dass die Menschen sesshaft wurden. Anfingen, gezielt Gräser anzubauen und allerlei vegetarisch lebende Tiere zu nutzen. Da wurden dann auch Fleischfresser symbiotisch sesshaft.
Noch mein Vater erzählte, dass Katzen nützlich seien, um uns unerwünschte Säugetiere von Acker und Silo fernzuhalten. Fressfeinde des Menschen. Da sich auch die Katzen bei Katzenwohlstand reichlich vermehrten, haben die Ältesten des Hofs, die Population kontrolliert. Überschüssige Katzen wurden ersäuft.
Knecht oder Opa mussten das tun. Die lütten Miezen in einen Sack stopfen und im nächstgelegenen Bach untertauchen. Kinder sollen schon in vorigen Jahrhunderten protestiert haben, die süßen tolpatschigen Babys zu töten. Für einen Tag redeten sie kein Wort mehr mit Opa, drei bis vier Mal im Jahr. Das dürfen wir heute nicht mehr. Als kulturell höher entwickelte Lebewesen kastrieren wir lieber, um deren Populationen einzudämmen.
Trotzdem werden die Hauskatzen bleiben. Gezielt ausrotten lassen sich weder Arten oder Sorten. Das Aussterben machen die von allein. Auch in den Städten überleben Hauskatzen. Viele Leute kümmern sich um die Tiere, sie finden Gefallen aneinander. Und deshalb halten Menschen auch heute noch Hauskatzen. Streicheln erlaubt, immunschwache Menschen waschen sich hinterher die Hände.
Warum machen sie das? Brauchen wir eine hochtrabende, philosophische Begründung? Eine Erklärung für private Vermieter von begehrten Wohnungen? Es ist die Verantwortung gegenüber der Evolution! Die Evolution brauchte fünf oder sechs oder sieben tausend Jahre, so dass sich Mensch und Tier produktiv aneinander gewöhnten. Jetzt brauchen wir die Katze nicht mehr für den Erhalt unserer Leidenschaft zu preppern, jetzt gönnen wir ihr Futter aus Tüten und Dosen und retten Vögel und Mäuse vor ihrem bösartigen Zugriff.
Wer einen autokratischen Schöpfer der Evolution vorzieht, der muss sich mit einem Schuldkult begnügen. Auch wenn die Menschen, die gerne von Schuldkult reden keine Verantwortung aus der Geschichte ableiten mögen, geschweige denn vor der Evolution.